Donnerstag, 7. Oktober 2010

Buchrezension: "Erbarmen"

Vielversprechendes Psychothriller-Debüt

Buchtitel:
Erbarmen
Autor:
Jussi Adler-Olsen
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Oktober 2009)
ISBN-10: 3423247517
Originaltitel: Kvinden i buret


Inhalt:
2007. Carl Mørck, dänischer Vizekomissar,  übernimmt das neu geschaffene  „Sonderdezernat Q“, mit dem ungeklärte bedeutende Fälle neu aufgerollt werden sollen. Für seinen Arbeitgeber ein Abstellgleis mit politischem Hintergrund. Für Mørck - gezeichnet durch das Trauma eines persönlichen Polizeieinsatzes - die Chance, sich in den speziell renovierten Kellerräumen eine Nische der Ruhe zu schaffen. Doch da haben beide Seiten die Rechnung ohne den syrischen Bürogehilfen Assad gemacht, den Carl zum Ausleben seiner Bequemlichkeit beantragt und schließlich bewilligt bekommt: Der nebulöse Assistent  beschränkt sich nicht nur auf putzen und Kaffee kochen, sondern überzeugt mehr und mehr durch sein unvermutetes psychologisches und scharfsinniges Talent. Nach und nach nimmt Assad nicht nur immer mehr Platz für seinen Gebetsteppich, seine „leckeren“ Samosas und seinen extrem süßen Tee in Anspruch - sondern auch Einsicht in die Polizeiakte, die sich mit dem mysteriösen Verschwinden von Merete Lynggaard vor fünf Jahren beschäftigt…
2002. Die beliebte Politikerin Merete Lynggaard verschwindet für die Öffentlichkeit spurlos auf einer Fährfahrt von Dänemark nach Deutschland. Die dänische Polizei geht aus Mangel an Beweisen und mit dem Wunsch nach einer schnellen Klärung ihres Falles von einem Selbstmord aus. Währenddessen findet sich Merete in einem fensterlosen Verlies wieder, verdammt zu einem körperlichen und seelischen Martyrium. Vom Leben gestählt, unter anderem  durch die Überwindung eines Autounfalls in ihrer Kindheit, bei dem sie ihre Eltern verlor, hält sie sich durch das Kontrollieren ihrer Gedanken von der Grenze zum drohenden Wahnsinn fern. Im Mittelpunkt: Ihr geliebter Bruder Uffe, der seit dem Unfall unter einer posttraumatischen psychisch-geistigen  Beeinträchtigung leidet sowie die quälenden Fragen nach dem WER? und WARUM?
Als Merete ihre Antworten erhält, verliert sie ihre letzte Hoffnung. Sie erkennt, dass sie sterben wird, so oder so…

Bewertung:
Mit seinem Erstlings-Thriller „Erbarmen“ ist Jussi Adler-Olsen ein Psychothriller gelungen, der mich von der ersten Seite an fesselt – auch wenn ich mit meiner frühen Vermutung in Bezug auf den Täter am Ende richtig liege. Geschickt gelingt dem Autor die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit sowie die Annäherung beider Zeiträume zu einem eindrucksvollen, schlüssigen Finale. Sehr gelungen finde ich die Beschreibung der Gefühle aller Protagonisten sowie den zwischenmenschlichen Humor (Mørck/Assad), mit dem Adler-Olsen die spannenden Passagen regelmäßig auflockert. Die physikalischen Gegebenheiten, die im Zusammenhang mit dem Ausgang der Geschichte stehen, sind zweifelhaft. Sie führen bei mir jedoch nicht zur Abwertung des Gesamtbildes - im Gegensatz zum Kauderwelsch vereinzelt schlechter Übersetzungen ins Deutsche.

KURZ UND BÜNDIG

Positiv:
- Gute Geschichte
- Umsetzung fesselnd und schlüssig
- Vielversprechendes Psychothriller-Debüt
Negativ:
- Vereinzelt schlechte Übersetzung
- Installation von zweifelhaften physikalischen Gesetzen
- (Täter leicht vorhersehbar)

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